Lagerkräfte messen.
Schmierung überwachen.
Schäden verhindern.

Untersuchungen zum Verhalten der Wälzlagerimpedanz in verschieden Betriebsbedingungen

"Als Hochschule für angewandte Wissenschaften unterstützt die THWS vor allem kleine und mittlere Unternehme bei der praktischen Erprobung neuer Technologien. Für den Fortschritt in der Energiewende ist es von großer Bedeutung, zuverlässige mechanische Rotation, z.B. in Form von Wälzlagern in Windenergieanlagen, zur Verfügung zu stellen. Die Herausforderungen dabei ist unter anderem die Zustandsüberwachung dieser Wälzlager. Das von der HCP Sense GmbH entwickelte neuartige Verfahren zur elektrischen Impedanzmessung an Wälzlagern, kann in Zukunft eine erhebliche Verbesserung beim Betrieb von Wälzlagern leisten. Für den Lehrstuhl Fertigungs- und Wälzlagertechnik an der THWS ist es deshalb ein große Ehre, einen kleinen Beitrag zur Lösung der künftigen Herausforderungen zu leisten."
Ein Photo von Prof. Dr. -Ing. Stephan Sommer
Prof. Dr.-Ing. Stephan Sommer
THWS Fakultät Maschinenbau

Zur Untersuchung des Verhaltens der Wälzlagerimpedanz und der daraus ableitbaren  Eignung für die Zustandsüberwachung wurden, in Kooperation mit HCP Sence, Versuche bei unterschiedlichen Drehzahlbetriebszuständen und bei Einbringung einer Beschädigung  untersucht. 

Als Versuchsobjekte wurden Wälzlager vom Typ 6005-2RSH der Firma SKF mit dem  Schmiermittel Mobil SHC Grease 681 WT verwendet. Diese Versuchslager wurden auf einer, von der Umgebung elektrisch isolierten, Welle montiert. Als Antriebseinheit wurde ein Elektromotor der Fimra SEVA TEC Typ SEV-MX1-100L2-8 verwendet. Zum Erfassen der  Impedanz wurde ein Messgerät der Firma HCP Sence verwendet. 

Um die Drehzahlabhängigkeit der Impedanz zu untersuchen, wurden Stufenversuche als  auch Dauerversuche durchgeführt. In den Stufenversuchen wurden in einem Zeitabschnitt  von jeweils 10 Minuten verschiedenen Drehzahlenstufen vom Stillstand bis zur maximalen  Motordrehzahl angefahren. Bei den niedrigeren Drehzahlen wurde eine kleinere Abstufung  gewählt, um den Übergang von reiner Reibung hin zur Flüssigkeitsreibung mit  aufzunehmen. 

 

Darstellung eines Graphs, der den Verlauf des Impedanzbetrags in Ohm bei steigender Drehzahlstugen darstellt.

Aus den Ergebnissen ist gut zu erkennen, dass die Drehzahl einen Einfluss auf die  Impedanz hat und eine Veränderung der Drehzahl auch zu einer proportionalen Impedanzantwort führt. Beim Einstellen einer Drehzahl trat ein Überschwingen bzw. ein  Unterunterschwingen der Impedanz auf. Der Wert näherte sich jedoch über die Zeit auf  einen stabilen Wert an.

Dieses Verhalten kann hauptsächlich durch die Änderung der Lagerbetriebstemperatur  erklärt werden.  

Der Einfluss der Temperatur wurde vor allem in den Dauerversuchen deutlich. In diesen  wurde das Wälzlager bei konstanter Drehzahl überwacht. Es zeigte sich zu Beginn ein  ähnliches Überschießen der Impedanz, welches sich mit der Zeit wieder auf einen stabilen  Wert abschwächte. Es wird dadurch die Temperaturänderung des Lagers hin zu seiner  Betriebstemperatur abgebildet. 

Diese Zusammenhänge lassen sich gut zur Überwachung von Veränderungen der  Ausgangssituation nutzen. Es müssen jedoch genauere Aussage ermöglicht werden, die es  ermöglichen aus der gemessenen Impedanz oder deren Verlauf, Schlüsse auf die  vorliegende Lagertemperatur oder die Lagerdrehzahl oder eventuelle andere Einflüsse wie  Belastungsänderungen zu geben.

Darstellung eines Graphs, der die elektische Impedanz in Abhähnigkeit von der Zeit bei einer konstanten 350 U/min darstellt

Zur Untersuchung des Impedanzverhaltens bei Beschädigung des Lagers wurden zwei  Versuche durchgeführt. Im ersten Versuch sollte das Auftreten einer Beschädigung während  des Betriebes analysiert werden. Hierzu wurde das Lager über 3 Stunden auf einer  konstanten Drehzahl angefahren und nach 1,5 Stunden wurde das Lager nach kurzem  Anhalten mit einer Beschädigung auf dem Außenring versehenen.

Die Untersuchung der Impedanz zeigte eine deutliche Veränderung des Signals nach der  Einbringung der Beschädigung. Es bildete sich ein deutliches Signalrauschen aus. Die  Vermutung für den Grund ist, dass durch die Beschädigung Partikel in das Schmiermittel  eingebracht wurden und die Wälzkörper die beschädigte Stelle wiederholt überrollen.  Hierdurch wird der Schmierfilm unterbrochen und sich das kapazitive Verhalten in ohm’sche  Verhalten ändert und zu einem Absturz des Impedanzbetrags führt.

Darstellung eines Graphs, der die elektische Impedanz in Abhähnigkeit von der Zeit bei einer Außenringbeschädigung darstellt
Ein Graph stellt die Abhängigkeit von der Höhe der elektrischen Impedanz von der Zeit

Der zweite Versuch sollte dazu dienen, ein bereits beschädigtes Lager nach dem Einbau zu  erkennen. Hierzu wurde das bereits beschädigte Lager nach einer Abkühlphase erneut bei  einer konstanten Drehzahl angefahren. Dabei trat das bereits im Vorversuch zu sehende  Signalrauschen und das temperaturbedingte Absinken des Impedanzbetrags auf.

Durch diese Ergebnisse kann durch die Überwachung der Impedanz deutlich auf eine Beschädigung geschlossen werden. Für eine genauere Aussage über die Tauglichkeit und  Vergleichbarkeit zu der verbreiteten Körperschallanalyse müssten weitere Versuche mit  beschädigten Innenring und Wälzkörpern durchgeführt werden.